Donnerstag, 11. März 2010

Date 6

Was hier folgt, ist ausnahmsweise nicht die Geschichte des ersten Dates, denn dieses verlief so ruhig und unspektakulär, dass es nicht weiter erwähnenswert wäre, sondern die des zweiten.

Wir kannten uns schon. Kennengelernt auf einer gut besuchten Internetplattform, zunächst per längerem Schriftwechsel, später telefonisch und dann sogar persönlich. Bei mir sprang der Funke nicht sofort über, da er aber ein wirklich angenehmer Zeitgenosse zu sein schien, ein interessanter und interessierter Gesprächspartner, zudem äußerst höflich und ich schon merkte, dass er mich mochte und sich um mich bemühte, gab ich der Sache eine zweite Chance und beschloss, ihn ein weiteres Mal zu treffen.

Es war ein Sonntag im Herbst, die Sonne wärmte noch ein letztes Mal. Ich wollte mit meiner dreijährigen Tochter zum nahe gelegenen See fahren und lud ihn ein uns zu begleiten.

Der Minizwerg war auffällig ruhig, keine Spur des üblichen Temperaments. Wir gingen entspannt spazieren, verweilten auf dem hiesigen Spielplatz und unterhielten uns. Doch es bestätigte sich wieder mal mein Bauchgefühl; mehr wird daraus nichts. Als er meine Hand nahm, ließ ich es eher widerwillig geschehen und war dementsprechend erleichtert, als meine Tochter auf meinen Arm wollte. Ja, irgendwas stimmte mit ihr nicht! Dem galt meine volle Aufmerksamkeit und der Tatsache, wie ich ihm schonend, ohne ihn übermäßig zu verletzen beibringen könnte, dass niemals was aus uns werden würde. Ich mochte ihn schon, aber nicht auf die Art und Weise, wie es unter solchen Umständen sein sollte. Mehr als dieses Treffen sollte einfach nicht sein. Er war definitiv nicht mein Typ.

Ich wollte das Thema vorsichtig bei einem Kaffee ansprechen, fragte ihn, ob wir noch einen Abstecher ins McCafé unternehmen wollten und natürlich sagte er zu.

Dort angekommen, hatten wir die übliche sonntägliche Schlange vor uns. Er war mit der Auswahl des richtigen Getränks beschäftigt, ich mit der Suche nach der richtigen Wortwahl für das folgende Gespräch. Plötzlich fing meine Tochter an zu Schreien. Laut und unmissverständlich. Jeder einzelne Gast drehte sich zu uns um. Wir genossen die volle Aufmerksamkeit. Sie wollte sofort auf den Arm genommen werden! Ihre Tonlage und der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck ließen mich aufhorchen und ich tat, was zu tun war.

In dem Moment, als ich sie hochnahm, fing sie an zu würgen und in hohem Bogen erbrach sie den gesamten Inhalt ihres Magens. Wieviel doch in so einen kleinen Kindermagen hinein passt!! Ich war von oben bis unten vollgekotzt. Meine Tochter sah auch nicht besser aus und auf dem Boden breitete sich eine große Pfütze halbverdauten Essens aus. Das Szenarium war superpeinlich und für die anderen Gäste alles andere als ein schöner Anblick. Das war aber nicht meine Hauptsorge. Die galt nämlich meiner kleinen Tochter, die sich offensichtlich einen Virus eingefangen hatte, welcher aggressiv in ihrem kleinen Körper wütete. Ohne eine Mine zu verziehen wischte ich den Boden sauber und befreitet notdürftig unsere Sachen und Teile meines Gesichts vom Erbrochenen und tröstete das gebeutelte Kind.

Trocken und mit meinen Gedanken längst woanders teilte ich meiner männlichen Begleitung - er hielt sich übrigens tapfer! - mit, dass mir nun nicht der Sinn nach einem Kaffee stünde und ich brachte ihn mit weit geöffneten Autofenstern nach Hause.

Ganz so drastisch hätte ich es nicht formuliert, aber meine Tochter hat es auf den Punkt gebracht: Der Nachmittag war richtig übel!

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