Samstag, 22. Juli 2017

Wieder da!

Wow! So viele Jahre ist es inzwischen her, dass der letzte Eintrag verfasst wurde. Jahre voller Erlebnisse, Erfahrungen, Höhen und natürlich auch Tiefen. Aber rückblickend betrachtet keine traurigen oder unglücklichen Jahre. Ganz im Gegenteil. Viele schöne und aufregende Momente liegen hinter mir. Zeit, die in Zweisamkeit verbracht wurde, bis es jäh auseinander brach. Aber dazu möchte ich keine Worte verlieren.

In diesem Post geht es um eine eher gruselige, unheimliche Erfahrung, die ich jüngst machen durfte. -.-  Aber der Reihe nach.

So gegen Ostern erhielt ich unerwartet Post per Messenger von einem vermeintlichen Seelenverwandten, der ebenfalls eine längere Beziehung hinter sich hatte und nun den losen Kontakt suchte, um sich auszutauschen. Meine Trauerphase war längst abgeschlossen, daher gestaltete sich der Schriftwechsel eher eintönig. Aber gut, ich habe immer ein offenes Ohr und finde wohl manchmal auch die richtigen Worte, den die Konversation setzte sich fort.

Eines Tages rief er mich an und teilte mir mit, er wäre in der Nähe und würde sich gern auf eine Pizza treffen. Kein Problem, ich habe einfach - da es sich ja offensichtlich nicht um ein herkömmliches Date handelte - meine Tochter mitgenommen und zu dritt verbrachten wir einen entspannten und lustigen Abend beim Italiener meines Vertrauens. Etwas erstaunt blieb ich zurück, denn die Entfernung von Wohnort zu Wohnort war doch nicht unerheblich. An den nächsten Tagen blieb es ruhig bis eines Tages erneut Nachrichten in meinem Postfach landeten. Wir trafen uns ein weiteres Mal und es war nett. Gegen weitere Treffen, gegen ein Kennenlernen hatte ich nichts einzuwenden, das teilte ich so auch mit. Bald schon verbrachten wir das erste Wochenende miteinander. Und da ging es dann los. Es wurden Zukunftspläne geschmiedet, es wurde überlegt, ob wir zusammenleben sollten, es wurde gefragt, ob ich mir denn vorstellen könne, ihn zu heiraten?!?!? Ähm ja, bereits beim ersten gemeinsamen Wochenende wurden grundlegende Fragen gestellt, in der Absicht einer ernsthaften Beantwortung. Ich war schockiert. Und völlig überrumpelt. Das fand ich unglaublich und reagierte entsprechend entrüstet. Wir sprachen uns aus und räumten all diese gegensätzlichen Vorstellungen, die offensichtlich vorlagen, erst mal aus dem Weg. Heißt, heiraten? Nochmal? Never! Niemals!!!! Wozu die Kette der Verbindlichkeit zurren, wenn das Zusammensein, weil man zusammen sein will, der pure, reine Luxus ist? Liebe und Zuneigung sind Versprechen füreinander da zu sein, sich zu schätzen, zu trösten, sich zu lieben, ehrlich zueinander zu sein. Mehr Verbindlichkeit ist nicht notwendig. Und Zusammenziehen? Vielleicht eines Tages und über die Zukunft - selbst über einen gemeinsamen Urlaub könnten wir sprechen, wenn es soweit wäre.

Am nächsten Wochenende "überraschte" er mich damit, dass er meinen Kleiderschrank dahin gehend überprüfte, ob denn da noch Platz für seine Klamotten seien. Ganz ehrlich, ich war kurz vor dem Ausflippen. Gehts noch oder wie? Wer checkt denn bitteschön wildfremde (aber immerhin aufgeräumte!) Kleiderschränke? Sollte das ein kleiner Vorgeschmack sein, auf das was noch kommen sollte? Jedenfalls reichte das noch nicht, den Typen vor die Tür zu setzen. Erst einmal musste ich mich noch grundlegend davon überzeugen, dass unsere Wert-, Moral- und sonstigen Einstellungen komplett unterschiedlich sind. Ich bin kein eifersüchtiger Mensch. Null. Gar nicht. Zumindest nicht solange keine konkreten Gegenbeweise vorliegen. Das ist eine entspannte und ruhige Lebenseinstellung. Jedoch geht es auch anders, wie ich erfahren durfte. Jede Person, die in meinem realen oder virtuellen Dasein irgendeine Rolle spielte, auffiel, wurde kritisch beäugt, hinterfragt und mit giftigen Kommentaren verunglimpft. Jede Person. Mann, Frau, egal. Wie anstrengend.

Aber damit noch nicht genug. Das Fass zum Überlaufen brachte eine Kleinigkeit, über die ich mich selbst heute noch heftig aufregen könnte. Ich hatte einst wahrheitsgemäß auf die Frage geantwortet, wie alt ich denn sei. Trotzdem kam es zweimal (Absicht!) vor, dass beim Alter großzügig aufgerundet wurde. Pu, was für ein Ärger. Wer lässt sich schon gern älter machen, als er (sie) tatsächlich ist? Ich nicht. Und wenn es denn schon beim ersten Fehlversuch ärgerlich war, fühlte ich beim zweiten Mal ehrlich verarscht und nicht für voll genommen. Inzwischen hatte ich mehr als die Nase voll. Alle Versuche, dem ganzen eine Chance zu geben, mussten scheitern. Ich wollte nicht mehr. Aber zu einer sogenannten Beziehung (ich würde das eher noch als Kennenlernphase bezeichnen) gehören ja immer zwei. Und ich hatte die Rechnung ohne ihn gemacht.

Auf irgendwelche Auseinandersetzungen hatte ich da schon längst keine Lust mehr. Ständige Diskussionen sind gerade am Anfang auch einfach nur abtörnend. Der Weg des geringsten Widerstandes war eine kurze email, dass wir uns nicht mehr wiedersehen würden. Innerhalb einer Stunde kamen die ersten siebzehn (!) Nachrichten, die ich erst mal geflissentlich ignorierte. Aber es hörte nicht auf. Zwei Tage später ließ ich mich doch wieder breitschlagen, noch mal zu telefonieren. Schon nur allein die Stimme... Pu. Nee, da war einfach nichts zu machen. Auf Nachrichten reagierte ich gar nicht mehr. Irgendwann würde er schon merken, dass das nichts wird. Deutlich genug gesagt hatte ich das ja nun.

Tatsächlich war erst mal für einige Tage Ruhe. Keine Nachrichten, keine Anrufe. Nichts. Ich war befreit. Einzig ein Problem hatte ich noch zu klären: er hatte meinen Schlüssel (ich beiße mir immer noch in den Arsch) und hier lagerten jede Menge Klamotten, die er seinerseits hier deponierte, um sein Revier zu markieren? Ich beschloss also, ihm seine Sachen zuzuschicken, sobald ich den Schlüssel zurück hatte. Doch er kam mir zuvor. Eines Samstag waren meine Tochter und ich auf dem Weg zum Auto, um einzukaufen, da stand er da! Einfach so. Wer weiß, wie lange schon. Er erwartete mich. Wir liefen also zum Auto, er kam uns entgegen. Wir stiegen ein, ich fuhr ihm entgegen, ließ das Fenster ein wenig herunter und war bereits in dem Moment schweißgebadet. Ich will meine Sachen sagte er kühl. Und ok. Ich fuhr direkt vor die Haustür, befahl meiner Tochter, die Türen zu verriegeln, holte flink die längst gepackten Sachen und traute meinen Augen nicht. Er stand vornübergebeugt über meine Tochter und redete auf sie ein. Ich war außer mir vor Wut, knallte ihm die Sachen vor die Füße und gab Gas. Wir fuhren eine Weile, bevor wir uns beide beruhigt hatten. Was für ein Irrer! Über meine kleine Tochter wollte er den Kontakt aufrecht erhalten, hatte sie tatsächlich nach ihrer Nummer gefragt, um sie anrufen zu können. Ich ärgerte mich schwarz sie in diesem Moment allein gelassen zu haben. Wir kauften ein und fuhren anschließend zum See. Einfach entspannen, abschalten und Abstand gewinnen. Doch leider war es noch nicht vorbei. Er rief an. Wieder und wieder. Schrieb Nachrichten und versuchte wieder mich telefonisch zu erreichen. Ich war mit meinen Nerven am Ende. Mein Körper zitterte und das kleine Häufchen Elend, das versuchte, mich mit Worten irgendwie zu trösten, machte die Lage auch nicht besser. :(

Irgendwann dann teilte er mir mit, er wolle das Geschenk, das er meiner Tochter gemacht hatte zurück. Statt zu diskutieren (geschenkt ist geschenkt...) bat ich meinen Sohn, es ihm zu übergeben, damit er endlich verschwinden würde. Irgendwann wollten wir nämlich wieder nach Hause zurückkehren. Er teilte mir mit, er hätte es übergeben und wir fuhren heim. Doch er stand immer noch dort. Wie ein Racheengel gegen sein Auto gelehnt und auf uns wartend. Wir sahen ihn und rannten. In der Zwischenzeit hatte ich mehrere Leute informiert und war selbst nur noch ein Häufchen Elend. Was für eine beschissene Lage! Irgendwann musste er nach Hause gefahren sein.

Erst am nächsten Morgen flatterte die nächste Nachricht in mein Postfach. Ich reagierte nicht darauf. Es war ja längst alles gesagt. Sämtliche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme hatte ich inzwischen gekappt. Nur das email-Postfach war noch zugänglich. Bis dann am nächsten Tag erneut eine sehr lange und total verrückte Nachricht ankam. Inzwischen musste ich lesen, dass ich schon seit einem Dreiviertel Jahr total verliebt in ihn sei, es nur nicht zulassen könne und ich echt gestört sei. Weiterhin solle ich meine Familie über meine Störungen informieren, damit sie mich beraten könne. Dem Impuls, die Nachricht auszudrucken, sämtliche Rechtschreibung- und Grammatikfehler mit einem roten Stift zu korrigieren, unterdrückte ich. Inzwischen hatte ich wirklich genug. Einmal noch entsperrte ich den Kontakt, um eine sms zu senden, in der ich darauf hinwies, dass ich, wenn ich schon einen Partner suche, dann wenigstens einen haben wolle, der in der Lage sei, auch die körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Das letzte was ich dann von ihm hörte, war, ich sei krank im Kopf. Seitdem ist endlich, endlich Ruhe.

Das musste jetzt mal in aller Kürze raus.