Mittwoch, 9. Juni 2010

London/2

Halbwegs frisch und munter machten wir uns am nächsten Morgen auf zum Frühstück. Der riesige Saal war laut und voll und völlig unübersichtlich. Doch im Nebenraum fanden wir einen Platz und waren gespannt, was das Büffet hergeben würde.

Ein herzhaftes, fettiges Mahl mit dicken sausages, weißen Bohnen, Rühr- und Spiegeleiern, mushrooms kam für mich keinesfalls in Frage. Aber mit einem halbwegs frischen Brötchen konnte ich mich durchaus zufrieden geben. Der Kaffee am Morgen war eine Klasse für sich. Denn würde ich behaupten, er wäre einfach nur stark, wäre das die Untertreibung des Jahres! Zumindest jagte er die Restmüdigkeit ganz geschwind davon und wir waren gerüstet für einen abenteuerlichen Tag in der fremden Stadt.

Bus und U-Bahn führten uns kreuz und quer durch die Stadt. Trafalgar Square, Big Ben, London Eye. Von dem gigantischen Riesenrad aus führte ein breiter Boulevard entlang der Themse uns in Richtung Waterloo. Flankiert wurde dieser Fussweg von unzähligen bunten, schrillen, teils skurrilen Straßenkünstlern. Ein herrliches Spektakel.

Mit brennenden Waden und völlig überhitzt, denn die Sonne lachte den ganzen Tag und bescherte uns allerschönstes Strandwetter, fuhren wir mit der U-Bahn weiter in Richtung Oxford-Street. Ohne den Mund zu voll zu nehmen kann ich behaupten, dass diese die größte, vielfältigste, überfüllteste Shoppingmeile schlechthin war, die ich bisher je gesehen hatte. Die Ansammlung verschiedenster Menschen, die unzähligen Geschäfte, das gesamte Ausmaß, war einfach überwältigend. Reizüberflutung total.

Eine kleine Pause war dringend nötig. Und das Ziel sofort klar, als ich das Apfel-Zeichen an einem der Läden hängen sah. Apple. IPad. Das musste ich sehen. Mindestens zwanzig dieser topmodernen Geräte luden zum Ausprobieren, Anfassen, Testen ein. Mehr oder weniger geduldig reihte ich mich in der Schlange ein und konnte schon nach wenigen Minuten selbst so ein iPhone in Übergröße in den Händen halten. Die erste Etage war nicht so sehr überlaufen. Ein MacBook war frei. Das Internet ebenfalls. Also schnell die Pause nutzen und emails checken. Apropos Internet. Das von uns gewählte Hotel bot ebenfalls W-Lan Nutzung an. Doch die Gebühren hierfür, schlappe 20 £ für 24 Stunden, waren definitiv to much. Die bessere Variante bzw. die günstigere ist ein Abstecher in die Regent Street, in der man diesen besagten Apple-Store findet. (und alles an Technik, was das Herz begehrt. :D)

Die letzte Station an diesem eh schon völlig überfüllten Tag war ein Besuch in Soho und Chinatown.
Im ersteren betraten wir einen als Bookstore getarnten Laden, der einen winzigen Hinweis darauf enthielt, was sich in der unteren Etage befand. "Are you over eighteen?" Die Frage hielt ich zunächst für einen dümmlichen Witz. Es dauert ja schließlich nicht mehr lange, dann bin ich bereits zweimal over eighteen. Doch der Nachsatz des Verkäufers "There you will see dirty things." war Einladung genug und so stiegen wir die kurze Treppe hinab. Aber ganz ehrlich: den Besuch war es nicht wert.

Das war Tag zwei.

Dienstag, 8. Juni 2010

London/1

So ein Trip in eine fremde Stadt ist ein Highlight. Ein Abenteuer. Und ein Ausflug in diese Stadt ein echtes Erlebnis. London. Die Stadt voller Gegensätze. Starbucks und Big Ben.

Angekommen in der Stadt, die niemals ruht, der erste Schock: Ich wusste von dem Linksverkehr. So wie jeder halbwegs gebildete Mitteleuropäer. Und doch ahnte ich nicht, welche weit reichende Konsequenzen der spiegelverkehrte Straßenverkehr hat. Look left/look right. An jeder Fussgängerampel war dieser deutliche Hinweis aufgezeichnet. Und für Leute mit Tendenz zur rechts/links-Schwäche kennzeichnen Pfeile die Richtung, auf die der Fussgänger sein Augenmerk legen sollte. Ich entschied mich für die Pfeile.

Und trotzdem. Sobald eine kleinere Querstraße den Hauptweg kreuzte, begann das Chaos im Kopf. In welche Richtung muss ich schauen? Wohin fährt das Auto, dass gerade in meine Richtung abbiegt? Kompliziert.

Die nächste Entdeckung: die Engländer sind ein ungemein höfliches, freundliches Volk. Vor jedem Satz fließt ein Sorry oder Excuse me ganz automatisch über ihre Lippen. Diszipliniert suchen das Ende einer jeden Schlange auf und stellen sich hinten an. Das war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, aber diese Regel ist einfach zu befolgen. Völlig gegensätzlich dazu war wiederum die Tatsache, dass ausschließlich Touristen auf das Grün der Ampel warten. Stoisch und ohne ohne Hast überquerten Einheimische geflissentlich jede rote Ampel. Jederzeit. Sogar im dicksten Berufsverkehr.

London. Eine Stadt mitten in Europa und doch eine fremde Welt. Zumindest für Provinzler wie mich. Selbst Berlin als Großstadt und das Wälzen von Insider-Reiseführern kann nicht darauf vorbereiten, was einen hier erwartet. Nicht nur, dass der Verkehr in die falsche Richtung fließt,  sogar die Uhren ticken anders. Eine Stunde zusätzlich, die auch sogleich genutzt werden musste.

Im Hotel angekommen warteten wir zunächst eine halbe Stunde auf den Bezug unseres reservierten Zimmers. Die bange Frage, was uns dort wohl erwarte, löste sich bei Betreten in Luft aus. Ein schmaler Gang, ein Schrank, ein Tisch, ein Stuhl, zwei Betten, ein winziges Bad. Mehr war nicht nötig.

Der erste Tag: durch den Hyde-Park, mit einem Starbucks-Kaffee in Richtung Harrods, weiter nach Notting Hill zum berühmten blauen Haus, welches inzwischen schwarz gestrichen ist, anschließend zur berühmten Tower Bridge und spät am Abend völlig ko zurück ins Hotel.