Sonntag, 13. Februar 2011

Der allererste Eindruck

Ich schätze mal, Männer feiern das Zusammentreffen ihresgleichen mit einem kräftigen Schluck aus der Flasche Hochprozentigem und überbrücken die Zeit, in der nicht gekippt wird mit Fachsimpelei über Autos und Sport. Treffen jedoch mehrere Frauen aufeinander, landet eventuell ebenfalls mal was Klares auf dem gut gedeckten Tisch mit allerlei Speisen und Knabbereien. Und trotzdem bleibt währenddessen noch genug Zeit, ausführliche Gespräche zu führen. Die Themen sind vielfältig, doch unbestrittenes Lieblingsthema (bei Singlefrauen)  sind die ewig von der Natur Übervorteilten, deren einzige Inhalte eben Fahrzeuge und Fussball sind.......

Und bei nunmehr solchen Zusammenkünften wird oftmals festgestellt, dass Meinungen und Erfahrungen sich decken. Das sei jedoch mal so am Rande erwähnt. Mein heutiges Thema ist auch so eine repräsentative Meinung. Profilbilder! Nicht zu glauben, was man mit dem Hochladen so einer kleinen Zur-Schaustellung seiner selbst alles verkehrt machen kann:

Etwas nervig, aber manchmal wohl gar besser so sind grob verpixelte Fotos. Wie das? Auf fünf Prozent verkleinerte Bilddateien, die beim Hochladen auf Standardgröße gezerrt werden? Toll. Aber das Augenrollen gibts erst für unsinnige und an den Haaren herbei gezogenen Kommentare a la: Wie süß!! Tolles Bild!! Einmalig!!! Etc. Die obligatorischen Schreibfehler darf sich der Leser jetzt mal denken.

Noch blöder allerdings sind solche Bilder - Profilbilder wohlgemerkt - die neben dem zu präsentierenden Herrn eine weitere Person zeigen. Ob es nun die Ex, eine gute Freundin oder das eigene Kind ist: das ist ein absolutes No-Go!! Da kann im Profil selbst noch zehn mal verzweifelt suchender Single stehen. Daran wird sich kaum etwas ändern. Warum wohl?

Wirklich sehr originell sind die sogenannten Klobilder. Selbstportraits, aufgenommen mit der Handykamera vor dem Badezimmerspiegel. Sehr schön. Also jedenfalls für den, der zeigen will, dass er sein Bad allein putzt, was die einzeln stehende Zahnbürste eindrucksvoll beweist. Das erntet jedoch allenfalls ein müdes Kopfschütteln.

Die schlimmste Gattung von allen aber - und ungelogen, das kommt nicht so selten vor wie ein Taubenschiss aufs eigene Haupt -  ist diese, bei denen die Herren vergaßen, vor dem Klick auf den Fotoapparat ein T-Shirt/Pullover/Hemd anzuziehen. Autsch! Beim Anklicken des Profils und dessen Hauptportrait macht sich sogleich ein bis auf die Unterhose entblösster, manchmal sehr haariger, Körper breit. Dass dieser Draufgänger keineswegs auf ein unterhaltsames, jedoch seriös-behutsames Kennenlernen aus ist, zeigt sich spätestens beim Öffnen seiner Fotogalerie, in der garantiert weitere solcher exhibitionistischen Selbstdarstellungen warten. In der Regel gar für jeden Besucher ohne weiteres frei zugänglich, soweit er (sie!!) nicht längst das Weite gesucht hat. Das lässt kaum Fragen offen, wonach genau hier eigentlich gesucht wird.

Dabei ist es weder sonderlich schwer, einen Freund zu fragen, mal auf den Auslöser zu drücken, noch sich einzeln und in neutraler oder zumindest unverfänglicher Umgebung von seiner Milkaseite ablichten zu lassen.

Sonntag, 6. Februar 2011

Fernbeziehung/2

Ja, genau: Wie weiter?

Nun ja, es kommt darauf an. Es muss schon jemand ganz Besonderes sein, wenn man Zeit und Mühen, die dann allerdings wohl nicht als diese angesehen werden, aufbringt, um die Geschichte fortzusetzen. Man trifft sich erneut und eventuell kommen zu den berühmt-berüchtigten Schmetterlingen im Bauch noch ganz andere Empfindungen hinzu. Freude, Aufgeregtheit, vielleicht ein Hauch Anbetung. Ein bunter Strauß eindeutiger Emotionen, bei der jede für sich ganz harmlos scheinen, in der Summe jedoch zu einem Zustand gradueller Geisteskrankheit mutieren. Aber das ist ein anderes Thema.

Jeder Abschied fällt schwer. Wann ist das nächste Wiedersehen? Gibt es überhaupt ein Comeback? Oder findet er's viel zu umständlich? Schaut er sich in der Zwischenzeit gar nach einer Anderen um? Eine, die viel näher wohnt? Warum ist die Zeit, die zwischen den Treffen liegt so quälend lang, jedoch die Stunden/Tage der Zweisamkeit sind nach einem gefühlten Wimpernschlag vorbei? Fühlt er denn genauso??

Die Monate vergehen. Du lernst, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, die Distanz zu überbrücken, deinem Liebsten nah zu sein. Stundenlange Telefonate, Chats - wobei der videochat besonders dazu geeignet scheint, Nähe herzustellen, Fotos in Onlinealben, welche die gemeinsamen Treffen dokumentieren. Er ist morgens der erste Gedanke und abends nimmst du ihn mit in deine Träume. Vielleicht mit dem T-Shirt, welches er dir beim letzten Treffen da gelassen hat, dessen Geruch du so sehr liebst...

Die sich heimlich in den Kopf geschlichene Eifersucht sinkt auf ein maßvolles Niveau, doch die Sehnsucht wächst mit jedem Tag, den du darauf wartest, ihn endlich wieder zu sehen. Es lohnt sich!! Jede Begegnung bestätigt dir imposant und eindrucksvoll, dass das tagelange sich-nach-ihm-Verzehren echt und völlig begründet ist. Du machst dich auf den Weg zu ihm, riskierst wie jedes Mal erneut eine freundliche Zahlungsaufforderung für den staatlichen Beweis, dass du wieder mal extra zügig auf der Autobahn unterwegs warst. Die Vorfreude lässt sich längst nicht mehr steigern und was folgt ist jedes Mal ein hochexplosives Feuerwerk konkurrenzloser Momente. Komprimiert auf eine wahrlich kurze Zeit wird jeder noch so winzige Augenblick genutzt. Entgegen solcher Partnerschaften, in denen räumliche Nähe selbstverständlich ist, hat der Alltag bei Fernbeziehungen keine Chance, frühzeitig einzuziehen.

Eine Hommage an die Fernbeziehung an sich? Warum in der Nähe suchen, wenn das Gute doch offensichtlich so fern liegt? Möglicherweise ist das eine ganz einmalige Erfahrung, nicht wiederholbar und logischerweise niemals ersetzbar. Doch diese Erfahrung will ich nie missen....

Samstag, 5. Februar 2011

Fernbeziehung/1

Man soll ja, so hab ich's mal gelesen, über Dinge schreiben, die man selbst gut kennt. Eigene Erfahrungen geben dem zu verfassenden Text erst den letzten Schliff und das entscheidende Quentchen Authentizität.

Und das folgende Thema ist momentan so omnipräsent, dass ich gar nicht umhin komme, mich wieder mal damit zu beschäftigen. Fernbeziehungen. Das kann nicht funktionieren oder? Verbindungen auf Distanz sind augenscheinlich ein Oxymoron. Widersinnig also. Liebe braucht Nähe. Zuneigung und Füreinander-Dasein. Fortwährend und immerzu!

Wirklich? Ist es tatsächlich so? Bestimmt sich aus diesen Kriterien der Charakter einer gut funktionierenden Beziehung?

Tief in der Gedankenkiste gekramt, hole ich geschwind meine eigenen Erinnerungen zurück: Dank des weltweiten Netzes ist es nicht ungewöhnlich, Leute kennen zu lernen, die nicht Tür an Tür mit einem selbst wohnen. Das www kennt keine Distanzen und wenn doch, überbrückt es sie geschickt mit Hilfe von Glasfaserkabel und Co. Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass der ernst dreinschauende Typ auf dem schwarz/weiß Foto eines Onlineprofils, der sogleich dein Interesse weckt, genau am anderen Zipfel des Landes lebt. Aber ein bissel Small-Talk schadet ja nichts, kann sich im schlimmsten Fall als reine Zeitverschwendung erweisen. Und wenn nicht? Wenn es doch passiert, dass du auf Nachrichten eben diesen Typs wartest und dich auf virtuelle Annäherungsversuche einlässt, ihm schließlich deine Nummer gibts in der freudigen Erwartung, endlich mal die Stimme zu dem Bild auf dem Bildschirm und im Kopf zu hören und so langsam aber unaufhaltsam das reale und wirkliche Interesse wächst, ihn doch mal endlich kennen zu lernen. Na dann. Los. Tu es.

Möglicherweise erweisen sich die zwei- oder fünfhundert Kilometer als absoluter Reinfall. Bäh, whats that? Aus Höflichkeit oder allein aus der Tatsache, dass du ja die unzähligen Kilometer auch wieder zurück fahren musst, dringend eine Pause brauchst, verbringst du etwas Zeit mit ihm und dann wars das auch schon. Aber eben so möglich ist, dass dich dein vorheriges Gefühl nicht betrogen hat und du stehst dem umwerfendsten Mann gegenüber, der dir je begegnet ist. Weißt vom ersten Augenblick an: ja, der oder keiner!! Und genau so sicher bist du machtlos, dagegen anzukämpfen. Keine Chance, dem zu entrinnen. Schon vom allerersten Moment an fühlst du dich ihm verbunden; völlig fremd und doch bereits total vertraut. Die Frage nach dem Wiedersehen musst du gar nicht stellen. Schon während du dich auf dem Weg in deine Heimat befindest, bleibt er präsent, schickt dir Nachrichten, telefoniert mit dir....

Und wie geht es weiter?

-Fortsetzung folgt-

Freitag, 4. Februar 2011

Date 20

Oh oh, frisch vom Mädelsabend bring ich wieder mal eine neue Dategeschichte mit. Nummer 20. Hurra. Und dafür auch besonders schön. Ich werd mir Mühe geben, sie gebürtig wieder zu geben:

Die Romanze entspann sich ganz klassisch auf einer Internetplattform. Kaum zu glauben; da wurden regelmäßig gegenseitig Profile besucht und so wäre es wahrscheinlich ewig weiter gangen, hätte sie sich nicht ein Herz gefasst und ihn einfach angeschrieben. Das Interesse war groß, die Neugierde geweckt und so verabredeten sie sich bereits nach drei Wochen zu einem ersten Date.

Trotz vieler Hindernisse, die Entfernung spielte eine gar nicht so unwesentliche Rolle, machte er sich eines Freitag Abends auf den Weg zu ihr. Treffpunkt war der ziemlich zentralste Punkt der Stadt. Das Kino würde kein Ortsfremder verfehlen. Die vorherig sich anbahnende Unlust wurde abgelöst von einem leichten Anflug Aufgeregtheit. Gleich würde er da sein. Wie würde der Abend laufen? Was würde er bringen? Ist er nett? Ist er doof? Was wäre zu tun, wäre er wirklich doof? All diese Gedanken lösten sich sofort in Luft auf, denn als er plötzlich vor ihr stand, durchzuckte sie ein: Oh mein Gott!

Von den online gestellten Bildern her wusste sie bereits, was da in etwa auf sie zukommen würde. Doch in Wahrheit sah er noch viel besser - einfach umwerfend - aus! Keine Zeit, weiter darüber zu sinnieren, machten sie sich schnurstracks auf den Weg zu einer nahe gelegenen und sehr beliebten Location der Oderstadt. Eine kleine grüne Oase, welche sich direkt am Fluss erstreckt, lockt zu jeder Jahreszeit etliche Besucher an.

Gemeinsam also, aber streng darauf bedacht, die nötige Distanz zu wahren, machten sie sich auf den Weg, Flora und Fauna eiligen Schrittes zu erkunden. Viel Zeit blieb nicht, schließlich stünde für sie nicht extra die Zeit still. Und so mussten sie eben zügig das eigens für diese Date geschriebene Programm durchziehen. Nach der Hetzjagd durch die wunderschöne Naturanlage suchten sie ein Lokal auf, denn es war Zeit für eine kleine Verschnaufpause und für einen tiefen Blick zum Gegenüber. Doch seine Schüchternheit ließ ihn immer wieder verlegen in seine Apfelschorle schauen, so dass von hin- und herschießenden Blitzen und Funken-Sprühen noch keine Rede sein konnte. Das Gespräch bestritt vornehmlich sie, denn Verlegenheit macht bekanntlich schweigsam und sobald die Gläser restlos geleert waren, machten sie sich erneut auf den Weg. Es war noch zu früh für einen Abschied, also gerade der richtige Moment für einen Spaziergang entlang der Oder.

All seinen Mut zusammen nehmend fragte er ernsthaft, ob er sie küssen dürfe. Wow, das wäre beinahe ein Fall für eine medizinische Erstversorgung geworden, denn mit so einer Frage hatte sie im Leben nicht gerechnet. Das passiert doch höchstens mal im Film, wenn den Regisseuren nix besseres einfällt, um einer Taschentuchszene (für die Tränchen wohlgemerkt!!) den letzten Schliff triefend-schwülstiger Romantik zu geben. Und zum Glück: er tat's dann einfach, ohne ihre Antwort abzuwarten.

Natürlich musste sie ihn später in der lauen Nacht noch einmal darauf ansprechen. Und frei jeglicher verlegener Zurückhaltung offenbarte er ihr, dass er das Risiko unbedingt eingehen wollte, falls er das Pech habe, sie nie wieder zu sehen. 'Oje, den wirst du heute Abend nicht mehr los!' schoß es ihr durch den Kopf, doch dabei wollte sie es nicht bewenden lassen. Schließlich gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass eine Romanze null Aussicht auf Erfolg hat, würde man sogleich beim ersten Date sämtliche Hüllen fallen lassen.

So herzerwärmend dieser Moment innigster Lippenbekenntnisse auch gewesen war, es wurde Zeit, das unvermeidliche Thema anzusprechen. Für sie war von Anfang an klar, dass er in dieser Nacht hinter seinem Steuer auf dem Weg nach Hause sitzen würde. Und nach einigen wohl gewählten Worten wusste auch er Bescheid. Etwas betreten also verabschiedeten sie sich später mit den Worten: wir sehen uns im Netz. - Doch das nächste Date sollte bald folgen.