Samstag, 13. März 2010

Date 11

Wieder eine Geschichte dieser single-Plattform.

Ich hatte mich gerade dort angemeldet. Wusste eigentlich noch gar nicht so richtig, wo nach ich suchte. Denn ich hatte gerade eine schmerzhafte, schockierende Trennung hinter mir. War ich schon bereit für etwas Neues? - Ich wollte es zumindest wagen.

Ich lernte nette und sympathische Männer kennen. Einige sogar. Mit denen ich regelmäßigen Schriftverkehr betrieb und niemand der Beteiligten legte es darauf an, den Kontakt zu intensivieren oder auf eine andere Ebene zu bringen. Ich schrieb ausschließlich Männer an, die weit genug von mir entfernt wohnten, als dass ein spontanes Treffen in Frage kommen könnte. Das geschah wohl instinktiv, musste ich mich doch erst an die neue Situation gewöhnen.

Es gab einen, den wollte ich gern näher kennen lernen. Anfangs war das gar nicht so leicht. Er schrieb freundlich, doch nahm ich den leicht abweisenden Ton des geschriebenen Wortes schon wahr. Aber so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln und unsere Unterhaltungen setzten sich fort und wurden von Mal zu Mal persönlicher und vertraulicher.

Ich bemerkte, dass er in diesem Bereich schon einiges an Erfahrung hatte, fragte er mich doch ziemlich direkt, wie lange meine letzte Beziehung her sei und ob ich so schnell bereit für etwas Neues wäre. Wirklich auseinander gesetzt hatte ich mich nicht mit dem Thema, doch diese Frage ließ mich einen Moment innehalten, stimmte mich nachdenklich. Ich war noch immer am Boden zerstört, unglücklich und völlig fassungslos. Denn diese stürmische, aufregende, innige Beziehung (Date 8) lag erst gut einen Monat hinter mir. Doch ich wollte glücklich sein. Ich wollte mich nicht verstecken oder verkriechen. Ich wollte nach vorn blicken.

Damit kamen wir auch ins Gespräch. Er hatte ähnliches erlebt. Eine impulsive, emotionale Fernbeziehung. Eine Frau, die viele seiner Interessen teilte und ihm völlig neue Horizonte eröffnete. Wir wussten beide, was wir wollten: genau dieses Gefühl zurück.

Wir tasteten uns auf schriftlichem Wege voran, es wurden viele Fragen gestellt, Gemeinsamkeiten festgestellt. Wir fingen an zu telefonieren. Regelmäßig und stundenlang. Ich war erwartungsvoll, wenn ich eine Nachricht von ihm in meinem Postfach vermutete. Und eines Tages verabredeten wir uns.

Wir wollten uns in Hamburg treffen. Das war weder meine Heimatstadt noch seine. Es war an einem Samstag. Die Sonne schien, mein Auto war vollgetankt und ich frohen Mutes und gut gestimmt, denn ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache.

Ich bin halbwegs püntklich losgefahren, doch als ich dann auf der Autobahn war und dann das Gaspedal durchtrat, passierte: nichts! Verdammt. Was sollte das? Mein Auto fuhr zwar, aber nicht mit der üblichen Kraft und Geschwindigkeit, wie ich sie in den letzten Monaten intensiv erfahren und zu schätzen gelernt hatte. Ich fuhr noch ein Stück, bog dann ab auf einen Rastplatz, schaltete den Motor aus und startete ihn erneut. Mir war es schon mal passiert, dass das Auto nicht hochschaltete. Vielleicht sollte erwähnen, dass es sich um Automatik-Schaltung handelte.

Mein Auto hatte mich noch nie im Stich gelassen, doch auch beim zweiten Versuch das gleiche. So ein Mist! Ich überlegte; wenn ich jetzt anrufen würde, um abzusagen, weil mein Auto nicht richtig fährt, wäre das sowas von unglaubwürdig und er wäre super enttäuscht. Nee, das konnte ich nicht machen. Wollte ich auch nicht. Ich freute mich auf das Date. Also los. Weiter gings. Ich fuhr Kilometer um Kilometer, ärgerte mich, weil ich nicht so voran kam, wie ich es gewohnt war. Einen Strafzettel fürs Zuschnell-Fahren würde ich heute definitiv nicht riskieren. Na toll. Wie ätzend. Langsam dämmerte mir, dass ich ja dieselbe Strecke auch wieder zurück fahren müsse. Mist, was wäre, wenn ich mitten in der Nacht mitten auf der Autobahn einfach stehen bleiben würde?

Ich machte eine Pause, rief ihn dann doch an und erzählte von meinem Dilemma. Er war selbst schon auf dem Weg nach Hamburg und kurzerhand bot er an, mich von eben diesem Rastplatz abzuholen. Nun war ich schon so weit gekommen. Und saß hier und wusste nicht, was ich tun sollte. Also nahm ich das Angebot an. Die nicht allzu lange Wartezeit vertrieb ich mir bei einem Kaffee im Mcdonalds und dann war es auch endlich so weit. Er rief mich an und fragte, wo ich denn nun steckte. Mit dem Telefon in der Hand trafen wir uns dann auch endlich.

Meine anfängliche Nervosität löste sich sofort in Luft auf; er war unheimlich sympathisch und supernett. Wir fuhren also in seinem Auto weiter Richtung Hamburg und die folgenden Stunden habe ich sehr genossen. Zunächst waren wir in der Innenstadt unterwegs. Mithilfe meines iPhones fanden wir auch den Weg zum örtlichen Mac-Store (ja das ist wichtig! :)). Wir tranken einen Kaffee und fuhren darauf hin zum Elbstrand. Die Kulisse war herrlich. Lauter ausgelassene, fröhliche Menschen, die Sonne tankten. Wir setzten uns in den warmen Sand, redeten, alberten herum, lachten viel. Die Zeit verging wie im Flug.

Irgendwann musste ich ja auch wieder zurück fahren. Vorher wollten wir allerdings noch etwas essen gehen. So viel frische Luft macht hungrig und er hatte bereits vorher ein indisches Lokal ausgewählt, denn im Gegensatz zu mir, war er gut auf das Treffen vorbereitet. Das irritierte mich etwas, entscheide ich selbst doch oft aus dem Bauch heraus. In diesem Fall fand ich das ok und überließ ihm gern die Wahl des Restaurants.

Tja und nach dem Essen, bei dem wir wieder viel und ausgiebig geredet hatten, wurde es langsam Zeit. Die Fahrt bis zu meinem Auto verlief ziemlich ruhig, wir hörten viel Musik und schwiegen einvernehmlich. Er hatte mir eine CD mit ausgewählten Lieblingsliedern mitgebracht. Das fand ich toll und ich freute mich sehr darüber. Angekommen am Rastplatz tranken wir - wieder im McDonalds - etwas. Nun ließ sich der Abschied nicht weiter hinaus zögern. Es war schon spät, ich würde nicht vor drei Uhr morgens zu Hause sein. Aber das störte mich nicht weiter. Nur die Tatsache, dass mein Auto ja nicht richtig fuhr, schlich sich heimlich wieder in meinen Kopf. Das konnte ich nicht länger verdrängen.

Wir verabschiedeten uns. Keiner fand die richtigen Worte. Es war ein komisches Gefühl. Niemand wusste, was der andere dachte und fühlte und so umarmten wir uns kurz und ich stieg ins Auto und fuhr los.

P. S. Heute, einige Monate später, ist er ein guter Freund für mich geworden. :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen