Sonntag, 16. Mai 2010

Happy End!

Also für einige Tage war ich ziemlich übel gelaunt, verärgert, genervt, ja wohl ein bissel angepsssssst.

Der Grund hierfür eine Lappalie. Ein Buch, welches ich soeben gelesen hatte, endete abrupt und jäh. Und zwar ohne Happy End! Das fand ich wirklich doof. Na klar, im realen Leben gibts oftmals kein "...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende... in der eigenen Villa mit fünf Kindern, einem großen schwarzen Hund blablabla..." Stattdessen Rosenkrieg, Scheidungskinder, Alkoholmissbrauch, sozialer Abstieg, Existenzängste etc. Jedoch in der Literatur wird erwartet, nein regelrecht verlangt, dass am Ende alles gut wird. Der mehr oder weniger ausgeprägte Romantiker in jedem von uns (bei mir nur minimal, aber doch irgendwie existent) braucht ein positives Resümee, ein bissel Glaube, ein Stückchen Hoffnung.

Irgendwo las ich in näherer Vergangenheit, dass jeder Text, egal welcher Art, einen Nutzen bringen muss. Er muss einen bestimmten Zweck erfüllen, sonst sind die geschriebenen Worte eben nur geschriebene (leere) Worte und völlig überflüssig. Wenn man Bücher liest, gute wohlgemerkt, fühlt man sich hinein in die Protagonisten, begleitet die Romanhelden auf ihrem Weg. Überlegt, entscheidet, ob sie richtig handeln, missbilligt Fehler, die sie begehen oder bringt Verständnis dafür auf. Je nachdem. Der Nutzen solcher Texte also ist Trost und Hoffnung. Trost für eine vielleicht ähnlich bittere Erfahrung und die Aussicht darauf, dass doch noch alles gut wird. So, um diesen Trost, diese Hoffnung fühlte mich beim beiseite Legen des gerade ausgelesenen Buches betrogen.

Nur gut, dass ich kurz darauf erfuhr, dass es eine Fortsetzung des Romans gab, welche ich dann auch innerhalb einer Nacht verschlang und am nächsten Morgen endlich endlich mein Happy End bekam. Danke schön. Nun gehts mir wieder besser. Wirklich wahr.

Ähm - Häh?!?

Letzten Freitag in der Disco.

Etwas müde, ziemlich ko und viel zu nüchtern saßen wir in der bequemen Raucherecke und taten das, was an einem solchen Abend wohl das übliche ist. Die Musik war grottig, das Publikum übersichtlich und erwähnte ich schon, dass ich so gut wie nix betäubend-belustigendes wie zum Beispiel eine ausreichende Menge Ethanol in meinem Blutkreislauf hatte? Wir saßen also da und unterhielten uns. Nebenbei ließ ich meinen viel zu klaren Blick in der schummrigen Gegend umher schweifen. Vielleicht kreuzte ja ausgerechnet an diesem Abend Mr. Perfect meinen Weg oder wenigstens den meiner beisitzenden Freundin und das zumindest sollte mir nicht verborgen bleiben. Sofortige Maßnahmen nämlich wären die Folge. Aber.... nichts! Wie immer und wie auch nicht anders zu erwarten gewesen wäre. Statt dessen blieb mein geschultes Auge an einer für mein Verständnis bizarren, abstrakten Szene hängen:

Ein Pärchen, welches wohl keines war, hielt sich eng umgschlungen im Dämmerlicht. Stehend und körperlich so nah, dass kein Blatt Papier dazwischen gepasst hätte. Ein Arm fest um seinen Hals geschlungen, ein Arm um ihre Taille gelegt. Während sie so dicht aneinander gepresst standen, so als würden sie sich gegenseitig wärmen müssen, war ihr Gesicht vom leuchtenden Display ihres Handys erhellt! Ein weiterer Blick bestätigte meine Befürchtung: auch er war völlig auf den klitzekleinen Bildschirm seines Mobiltelefons fixiert.

Ähm, was bitteschön war denn das? Das Einholen der Legitimation des abwesenden Partners zur Überbrückung der Trennungsperiode während des mehrstündigen Discothekaufenthalts? Das Warmhalten der erst-, zweit-, dritt-, viertbesten Alternative zur aktuellen Kontaktperson, falls der Abend doch nicht den gewünschten, ja angestrebten Abschluss bringen würde? Der von der modernen Gesellschaft und einem selbst aufgelegte Zwang jederzeit erreichbar zu sein, da die Befürchtung nahe liegt, man könne vergessen werden, wenn man nicht stets und ständig präsent ist? Ich werde mich mal nicht weiter damit beschäftigen. Ist ja Sonntag Abend. ;)

Donnerstag, 6. Mai 2010

Eine Gretchenfrage?

Wenn ich nun behaupte, dass ich mich momentan mit klassischer Literatur beschäftige, weil sie mich interessiert, ist das genauso zutreffend wie die Tatsache, dass ich mit geistiger Überlegenheit anderer zwar durchaus umgehen kann, dies bei meinem Nachwuchs, der gerade zum ersten Mal genullt hat, aber noch so lange wie möglich hinaus zögern will.

Lange (Vor)Rede, kurzer Sinn: Auszugsweise las ich kürzlich Goethes Faust I und komm zu dem Schluss: H. Faust war ein ziemlicher Arsch! Harte Worte? Aber nicht unbegründet. Da kam es soweit, dass er, alternder Lüstling, das bislang brave, unbedarfte Gretchen anvisierte, ja sie rumkriegen wollte! Gretchen, blutjung und aus ärmlichen Verhältnissen stammend, wehrte zunächst jegliche Annäherungsversuche erfolgreich ab. Doch war sie angetan von dem großen, gebildeten Mann, der wusste, was er wollte. Sie.

Die Versuche, ihn zurück zu weisen, wurden immer halbherziger, bis sie eines Tages ihre berühmte Gretchenfrage stellte, welche frei interpretiert soviel bedeutete wie "Wirst du zu mir stehen, mich versorgen, dich um mich kümmern, wenn ich die Frucht deiner Lenden unter meinem Herzen trage?" Unglücklicherweise aber verstand sie aufgrund ihres niedrigen Bildungsgrades und seiner trefflich irreführenden, aber nicht unwahren Worte, nicht, was er ihr absichtlich nicht unter die Nase reiben wollte, gab schließlich nach und sie das taten, was Mann und Frau eben manchmal tun.

Aber wie sollte es anders sein: Er hatte bekommen was er wollte, der Reiz des Unerreichbaren war verflogen und ebenso schnell verschwand er  wieder aus ihrem Leben und überließ sie ihrem Schicksal, welches in einer Tragödie endete.

Die Geschichte ist uralt, beruht gar auf einer wahren Begebenheit, welche Goethe einst in jungen Jahren während seiner Tätigkeit als Jurastudent im Gerichtssaal verfolgte. Doch das Thema ist noch heute aktuell. Er nutzte ihre Naivität und Unwissenheit schamlos aus, sie stürzte sich ins Verderben, eingewickelt vom Charme und Interesse seinerseits. Gibt es heute nicht mehr? - Gibt es wohl. Schon nur allein die Tatsache, anzunehmen, Willigkeit und Gefügigkeit könne einen Mann fest binden, lässt diesen Schluss zu.

...Und dabei wollte ich eigentlich nur den Osterspaziergang lesen.

Neverending-Story/4

Wow. Schon der vierte Teil dieser unendlichen Geschichte. Und passiert war bisher.... nichts!

Das sollte sich aber nun ändern. Denn; trotzdem bei dem zurück liegenden Treffen nichts beschreibbares passierte, wussten doch beide, dass sie an einen Punkt angelangt waren, an dem es nun entweder endgültig vorbei sein sollte oder aber ein Folgeschritt unternommen werden musste.

Bei einem regen Austausch miteinander stellten wir verwundert und verblüfft fest, dass seine Zurückhaltung nur zwei Gründe haben könne: Einerseits das schlechte Gewissen seiner Partnerin gegenüber oder einfach nur Schüchternheit. Letzten Endes entschieden wir uns für beides. Also war nun sie gefragt und sollte überzeugt auftreten, um dem um-den-anderen-herumschleichen endlich ein Ende zu bereiten.

Das nächste Treffen fand dann auch folgerichtig bei ihr statt. Mit einer mitgebrachten Flasche Wein machte er es sich auf einer Couch bequem, sie auf der gegenüberstehenden. (Merke: Äußerst ungünstig bei Annäherungsversuchen. Inzwischen wurde dieser Zweiteilige Liebesverhinderer  durch eine Ecksitzgarnitur ausgetauscht.)

So und was tun Mann und Frau, wenn sie endlich die Gelegenheit der ungestörten Zweisamkeit genießen können? ... Stimmt! Aber diese beiden schauten statt dessen fern. Stundenlang. Gelegentlich unterbrochen von ihren zaghaften Annäherungsversuchen auf Entfernung, welche sie in Form von "Mir ist kalt", "Ich friere" etc. äußerte. Aber diesen durchaus beachtlichen Wink mit dem Zaunpfahl verstand er nicht, so dass sie ihn alsbald konkret und unumwunden aufforderte, sich doch nun endlich neben sie zu setzen. Na bitte. Ging doch.

Zaghaftes Kuscheln und vorsichtiges gegenseitiges Erkunden waren die Folge. Doch wie bereits erwähnt, war die Couch nicht von einem Pärchenspezialisten konzipiert worden. Das war nicht weiter schlimm. Der Abend war nämlich längst der Nacht gewichen und es wurde Zeit ins Bett zu gehen. Stürmische Berührungen lösten bald die vorsichtigen Annäherungsversuche ab. Während dessen entkleideten sie sich und es passierte nun eeeeeendlich, worauf nun schon beiderseitig so lange hingearbeitet wurde. Aber als sie endlich miteinander verschmolzen, stellte sie die unvermeidliche Frage. Und natürlich hatte er nicht dran gedacht, statt dessen meinte er beiläufig: "Wieso? - Du nimmst doch die Pille?!"

Eine kurze Diskussion entbrannte, in der sie eher widerwillig darüber aufklärte, dass es ja nicht nur um ungewollte Schwangerschaft ginge, sondern eben um die Tatsache, dass vermutlich sie beide in den zurück liegenden Jahren nicht völlig abstinent und wider jeder Versuchung gelebt hatten. Er lenkte ein, es blieb ihm nichts weiter übrig. Unvollendet blieb der Akt. Oder um es mit ihren Worten zu sagen: Er ging mit latte to go. :D






P. S. Die Geschichte kann ich nur deshalb so sachlich und nüchtern wiedergeben, weil es tatsächlich nicht meine eigene ist, sondern ich sie mit freundlicher Genehmigung der Erzählerin hier veröffentlichen darf.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Stress?!?

Also irgendwie kommen wir nicht weiter. Wir reden unterschiedliche Sprachen. Ich verstehe ihn nicht, er gibt sich gar keine Mühe mir überhaupt nur zuzuhören. Das ist irgendwie echt blöd! Dabei fing das doch alles ganz vielversprechend an.

Aber manchmal reicht es nicht, wenn nur "die Chemie stimmt". Und nun mache ich mir schon Gedanken. Was soll ich tun, um diesen Zustand zu ändern? Nur soviel weiß ich: manchmal fühlt er sich überfordert. Ausgenutzt und ausgebeutet. Das war doch gar nicht meine Absicht. Oder vielleicht doch?

Schwierig, da jetzt die passende Lösung zu finden. Wie eben so oft im Leben. Probleme und Sorgen gibt es in Hülle und Fülle und diese auszumerzen gelingt oftmals nur mit Kompromissen, bei denen zwar keiner als der wahre Sieger hervor geht, doch ebenfalls keiner der große Verlierer ist.

Was nun? Den Vorwurf kann und will ich nicht einfach auf mir sitzen lassen. Es wurmt und ärgert mich. Doch Gespräche bringen uns keinen Schritt weiter. Ganz im Gegenteil. Die Fronten verhärten sich. Er wird stur und hart, unnachgiebig. Wir schauen uns kaum noch direkt an. Meist verschwindet er in eine dunkle Ecke, brummt schmollend vor sich hin. Oder gibt keinen Ton von sich. Das macht mich ganz irre, rasend.

Was tun? Mist... Da muss es doch eine Möglichkeit geben. Beinahe resigniert kommt mir die Erleuchtung: Sein Stress liegt im anhaltenden Erschöpfungszustand begründet.  Flipper braucht einen Freund. Ganz einfach. Ebenbürtig, aber nicht identisch. Jemanden auf seinem Kommunikationsniveau. Jemanden, der ab und zu mal seinen "Job" übernimmt. ;)

Anstrengend

Also ganz ehrlich: Single-sein kann bisweilen ganz schön anstrengend werden. Nicht nur, dass man sich mit Dingen beschäftigen muss, die vorher wie selbstverständlich der Partner übernommen hat, nein man muss auch ständig Ausschau halten nach adäquatem Ersatz!

Und als ob das noch nicht genug wäre; ich schaue ganz nebenbei auch noch nach einem geeigneten Partner für meine Freundin. Logischerweise, denn ihr Wohlergehen liegt mir schon sehr am Herzen.

Und so kommt es, dass jeder halbwegs passend erscheinende Mann abgecheckt wird.

Dazu zwei Begebenheiten. Die erste war ganz vielversprechend. Auf dem Weg zu einem Konzert quatschten wir den netten Typen auf der Fahrradroschke an. Er mühte sich ab, konnte also unseren Fragen nicht entwischen und beantwortete stattdessen folgsam, dass er single wäre (fein), mitten im Studium stecke (ok), sich mit seiner Fahrradkuriertätigkeit sein bescheidenes Leben finanziere (gut), kein eigenes Auto besitze (Mist) und durchschnittlich groß sei (durchgefallen). Nicht bestanden. Körperliche Größe spielt in dem Fall nämlich schon eine Rolle.

Ein weiterer Kandidat hatte es noch schwerer. Er war ebenfalls zur Zeit unserer Befragung berufstätig, das heißt, er fuhr uns im Taxi zum nächsten Veranstaltungsort. Von der hinteren Sitzbank war erstmal eine stattliche Statur zu erkennen (sehr gut). Er war etwas schüchtern (verständlich bei drei fröhlichen Damen im Fond des extra georderten dicken Mercedes'), beantwortete alle Fragen aber zu unserer vollen Zufriedenheit und verriet uns sogar seinen Namen, so dass wir ihn für die Weiterfahrt zur nächsten Disco direkt "buchen" konnten. Auf der zweiten und letzten Fahrt an diesem Abend erfuhren wir von seiner Internetpräsenz, welche er, wie mir schien, etwas widerwillig bekannt gab.

Als ich dann am nächsten Nachmittag mit ganz gemeinen Kopfschmerzen meinen Computer anschaltete und kurz recherchierte, erschrak ich dann doch. Das absolute Ausschlusskriterium traf zu: er hatte rote Haare und auweia: sah im dunklen Taxi definitiv interessanter und attraktiver aus als auf jedem seiner hochgeladenen Fotos. Heißt: Weitersuchen. ;)

Darf man?

Darf man in einer langjährigen Beziehung eines Tages unglücklich und unzufrieden sein?
Darf man diese Beziehung in Frage stellen?
Darf man sich darüber mit anderen austauschen?
Darf man den Partner von der eigenen Unzufriedenheit in Kenntnis setzen?
Darf man erwarten, dass sich etwas ändert?
Darf man nach einem großen Knall, frisch verliebt und enthusiastisch, hoffen, dass es nun irgendwie besser wird?
Darf man sein Recht auf Nähe, Aufmerksamkeit, Zweisamkeit einfordern?
Darf man enttäuscht sein, wenn bald darauf alles wieder beim alten ist?
Darf man, halbwegs verzweifelt, weil es nicht den eigenen Vorstellungen eines glücklichen, erfüllten Lebens entspricht, Trost und Beistand bei Fremden suchen?
Darf man sich dem Fremden soweit öffnen, dass derjenige einen bald besser kennt als der eigene Partner?
Darf man dem inzwischen nicht mehr Fremden mehr Aufmerksamkeit schenken als demjenigen, mit dem man Bett und Tisch teilt?
Darf man urplötzlich aufgeregt sein, wenn der Fremde immer mehr zum Vertrauten wird?
Darf man Herzklopfen bekommen, weil man weiß, dass doch jemand an einen denkt?
Darf man ein Treffen in Erwägung ziehen, bei dem man ausnahmsweise nicht an all die Sorgen und Nöte denken will, sondern statt dessen sich frei und einfach nur wohl fühlen möchte?
Darf man einerseits unglücklich und resigniert andererseits fröhlich und aufgeregt, albern und schüchtern, gut gelaunt und optimistisch sein?
Darf man nachts schlaflos im Bett liegen, weil man sich Gedanken über die eigene Zukunft und auch Vergangenheit macht?
Darf man Verständnis vom persönlichen Umfeld erwarten, wenn man diesbezüglich seine Überlegungen laut anstellt?
Darf man weiter denken???