Mittwoch, 28. April 2010

Richtig/falsch

Manchmal ist es gar nicht so einfach. Also zu sagen, was gut ist und was böse. Was moralisch vertretbar oder völlig verfehlt wäre. Wenn es um Beziehungen, Alleinesein, Partnersuche etc. geht, gibt es kein Schwarz oder Weiß, richtig oder falsch.

Eine kurze Geschichte, die vielleicht erklärt, was ich meine:

Es war Sonntag-Nachmittag. Ein typischer. Die Wohnung war sauber, der Höhepunkt des Tages war auch schon vorbei, ebenso das Treffen mit Freundin, um die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen. Kurzum: ihr war langweilig, sie fühlte sich allein und da kam ihr die glorreiche Idee, einen alten Bekannten im Internet anzuschreiben. Ein ehemaliges Date, aus dem nichts weiter wurde, weil er zwar süß und nett und unterhaltsam war, aber mehr eben auch nicht. Doch er war gerade Gesprächsthema gewesen, wie so viele andere junge Männer an eben diesem Nachmittag und er war ein aussichtsreicher Kandidat für kurzweilige Abendunterhaltung.

Schnell fand sie sein online Profil wieder, schrieb ihm eine kurze, freundliche und vorsichtshalber belanglose Nachricht, denn der Kontakt war ihrerseits abrupt abgebrochen worden, da er als zukünftiger Partner an ihrer Seite ausschied. Zu Körperkontakt war es während ihrer Dates nicht gekommen, außer das übliche Händchenhalten beim Spazieren gehen. Einen Versuch war es also wert.

Er reagierte erwartungsgemäß überrascht, überaus erfreut und doch erstmal etwas distanziert. Es hatte mehrere Wochen Funkstille geherrscht. Doch ein paar aufmunternde Worte ihrerseits und schon war er erneut Feuer und Flamme. Leichtes Spiel also. Der Schriftwechsel zog sich bis in den späten Abend hinein hin und irgendwann forderte sie ihn auf, vorbei zu kommen. Das war Premiere. Und ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Doch die Aussicht darauf, wieder allein schlafen zu gehen, vermutlich aber die ganze Nacht kein Auge zu zu tun, bestärkte sie in dem Entschluss und kurze Zeit später stand er frisch und aufgeregt vor der Wohnungstür.

Die taktvolle Zurückhaltung, die er während der ersten Treffen an den Tag gelegt hatte, war wie weggeblasen. Schon die Begrüßung fiel innig aus. Für einen kurzen Moment waren sie eng umschlungen und sich ganz nah.

Es war schön, dass er da war. Sie war nicht länger allein. Belanglose Konversation wurde irgendwann von zärtlichen Umarmungen abgelöst. Es folgten Küsse, Berührungen........................

Als er später gleichmäßig atmend neben ihr schlief, lag sie noch lange wach. Was hier passierte, fühlte sich falsch an, obwohl sie beide hoffnungsvoll diesen Abend herbei gesehnt hatten. Jedoch auch völlig unterschiedlichen Beweggründen. Ihr war schon klar, dass von Anfang an sich weitaus mehr erhofft hatte und wollte diese positive Einstellung auf sich übertragen. Doch Gefühle kann man nicht erzwingen, der Bauch hatte ihr vorher die richtigen Signale gesendet.

Am nächsten Morgen ging er traurig nach Hause.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen