Mittwoch, 21. April 2010

Neverending-Story/3

...Einige Monate später.

Der Kontakt nach diesem Desaster-Abend war nie mehr ganz abgerissen. Zunächst belangloser schriftlicher Dialog, der stetig an Inhalt gewann und eben wieder diese Aufgeregtheit hervorrief, die nur ganz entschieden wenige Leute wecken können. Keine Zweideutigkeiten, kein Herumgeflachse, nur ein bissel Flirt, doch er war präsent.

Etliche Monate verliefen im gleichmäßigen Trott. Einige neue Bekanntschaften (Dates) sorgten für ein wenig Zerstreuung und Abstand, doch im Hinterkopf war immer noch dieser eine Name. Die letzte innige Zweisamkeit, entstanden durch Fortsetzung eines Dates, lag nun auch schon knapp sechs Monate zurück. Die Durststrecke war eindeutig zu lang und Abhilfe musste dringend her. Ja, notfalls auch mit ihm. Seine Freundin hatte es für längere Zeit ins Ausland verschlagen und sie war frei in ihrer Entscheidung. So kam es, dass eine erneute Annäherung zustande kam. Er meldete sich regelmäßiger, war online, wenn die Aussicht bestand, dass auch sie im Netz tätig sein könnte. Sie gingen zur gleichen Zeit ins Fitnessstudio, doch ansonsten war er auffällig zurück haltend. Er hatte bereits erwähnt, dass sie ihm alles andere als gleichgültig wäre, ja, sogar, dass sie ihm all die Jahre nicht aus dem Kopf gegangen war. Doch den erwarteten und erhofften Zuspruch konnte sie ihm nicht geben und stand dieses zwischen ihnen.

Hin- und hergerissen von der eigenen Unsicherheit und dem vermeintlichen Wissen, er könne unmöglich der Richtige für sie sein, stellte sie ihn auf eine harte Probe. Doch warum war er fest verbandelt, wenn er doch zur gleichen Zeit innige Zuneigung zu einer Anderen verspürt? Warum trennte er sich nicht von seiner langjährig andauernden Beziehung, sondern lebte diese statt dessen weiter? In dem Wissen, dass diese Beziehung niemals einen anderen Status erreichen würde? Wäre es nicht konsequent, diese zu beenden und damit zu zeigen, dass sein Herz frei ist bzw. nur für sie schlägt? Solche und ähnliche Fragen schürten die Unsicherheit ihrerseits zusätzlich und ließen sie immer wieder daran zweifeln, dass daraus jemals noch mal was werden konnte.

Sie verabredeten sich. Kurz vor dem Treffen sagte sie ab. Sie verabredeten sich erneut und wieder fiel ihr ein fadenscheiniger Grund ein, ihn nicht zu treffen. Ein Katz- und Mausspiel. Zermürbend für ihn ebenso wie für sie. Der Bauch sagte ja, das Herz vielleicht, aber der Kopf sagte nein. In einem solchen Zwiespalt sind rationale Entscheidungen einfach unmöglich. - Aber: aller guten Dinge sind drei. Und schließlich kam es doch noch dazu.

Das Geschreibsel war inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr weiterging. Ein Gespräch war unausweichlich. Sich schriftlich auszudrücken und dabei das Risiko einzugehen, dass der andere die Worte vielleicht missverstehen würde, war zu hoch. Und so kam es, dass sie sich an einem Ort wiederfanden, der geschaffen ist für erste Dates, für romantische Spaziergänge zu zweit, für Aussprachen in grüner Kulisse: auf dem Oderdamm. Es waren vormals seine Worte, den direkten Austausch zu wagen, doch als sie sich endlich gegenüber standen, legte er sein schönstes schiefes Grinsen an den Tag und es kam.... nichts. Kein Wort, welches für Klarheit gesorgt hätte, kein Satz, der erklärte, was da passierte. Einfach nichts.

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