Freitag, 9. April 2010

...die Einen gehen zum Friseur...

Letztens im Piercingstudio.

Meiner Freundin hatte ich den Vortritt gelassen, denn ich wollte verhindern, dass sie kniff und so hatte ich zunächst einmal Gelegenheit Hinz und Kunz zu beobachten, das wohl übliche Klientel, und ihren Unterhaltungen zu lauschen, welche allerdings so uninteressant waren, dass ich alsbald abschaltete.

Endlich war es soweit. Das Pflaster an entsprechender Stelle sowie die fortgeschrittene Uhrzeit verrieten mir, dass sie es gewagt hatte. Ich war dran. Wie knapp eine Woche zuvor nahm ich Platz und wie ebenfalls zuvor fragte ich natürlich, ob nicht doch ein klitzekleiner Stein auf dem Finger möglich sei. Kann ich penetrant sein. :D Aber ich hatte mich längst für eine Stelle entschieden und zog schon mal bereitwillig das Hosenbein hoch. Diesmal sollte es etwas tiefer sein.

Die beiläufige Bemerkung "Du siehst etwas frustriert aus" überraschte mich einigermaßen. Stand mir Frust und Langeweile in großen schwarzen Lettern auf der Stirn geschrieben? Normalerweise käme jetzt der Punkt, an dem ich gelangweilt und genervt die Augen verdrehen müsste, um jede Fortsetzung des Themas zu verhindern und meinen Unmut offenkundig zur Schau zu stellen, doch dieser Typ wirkte nicht wie der Frauenversteher, welcher eine solche Reaktion provoziert hätte. Also erzählte ich ihm stattdessen, was mir zur Zeit mächtig auf den Keks geht. Währenddessen drückte und quetschte er an meinem linken Knöchel, stach mir ein Loch in die markierte Stelle und setzte den Anker. Das war ein intimer Moment, ließ ich ihn doch mir absichtlich Schmerzen zufügen.

Die Sterilität des kleinen Raums hatte keinen Einfluss auf mein Vorstellungsvermögen und die Neugierde, die ich nur durch gezieltes Nachfragen befriedigen konnte. Natürlich werde ich an dieser Stelle nicht den genauen Wortlaut des Gesprächs wiedergeben, aber Dinge wie Name, Alter etc. waren eindeutig zu banal und nebensächlich, um die kurze Zeit zu überbrücken, die wir gerade miteinander verbrachten.

Vielleicht hatte ich nicht richtig still gehalten oder Fragen nach Schmuckstücken, an den Stellen, die man im allerschlimmsten Fall nur selbst an sich bewundern kann, waren doch zu speziell; der Stein saß nicht richtig und musste noch mal raus. Autsch! Das tat wirklich weh, war aber nicht ausschließlich unangenehm.

Die gleiche Prozedur begann von Neuem und schließlich war's geschafft. - Der Bigboss kam, um ihn zur Eile zu mahnen - draußen warteten noch weiteren Kunden - und ich wollte gerade verschwinden. Doch er bat mich noch einen Moment zu bleiben. Dieser Aufforderung kam ich natürlich nach, denn nichts ist wichtiger und spannender als zum zweiten Mal die nötigen Pflegehinweise aufzunehmen. ;)

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