Dienstag, 4. Januar 2011

Dirrrrrty

Heute gibts mal ein anderes Thema. Zugegebenermaßen etwas anstößig. Also schnell wegklicken und stattdessen lieber die Tageszeitung lesen? Ist ja nur so ein Angebot.

Bei meinen gewohnheitsmäßig umfangreichen Recherchen im weltweiten Netz bin ich versehentlich öfter mal auf einer Seite gelandet. Nein, eher wars umgekehrt: Diese Seite sucht mich heim! In unregelmäßigen Abständen öffnet sich, trotz eindringlicher Aktivierung von pop-up-Blocker und Co., ein extra Fenster. Und der Anblick, der sich einem bietet, impliziert dem Betrachter, dass es sich trotz signifikanter websiten-Bezeichnung weder um das Waschen schmutziger Wäsche noch um Schlamm-Catchen weiblicher Streithennen handelt.

Nee, der Inhalt ist viel profaner - und subtiler zugleich. Augenscheinlich besteht diese (und ähnliche) Seite(n) aus einer Sammlung von Offerten zur Kommunikation und gegenseitigem Kennenlernen Gleichgesinnter. Und das es sich dabei garantiert nicht um gelegentliche Lesestunden oder Debattierclubs zu wirtschaftspolitischen Themen handelt, zeigen die sehr freizügigen Bilder sowie eine übersichtliche Auswahl an Vorschauprofilen, in denen ganz konkret nachgelesen kann, was Mann bzw. Frau sucht. Oh oh.

Meine Neugierde hätte damit befriedigt sein können und somit wäre das Thema abgehakt und vergessen. Aber nee, das wäre ja nur die halbe Wahrheit gewesen, also hab ich mich mal wieder geopfert, forschte weiter und meldete mich wider meines Verstandes kurzerhand dort an. Ein fadenscheiniges Profil mit einem account-Namen, der keinerlei Rückschlüsse auf meine wahre Identität preisgibt und schon war ich drin. Ich war nun Mitglied dieser fragwürdigen Community.

Was mich hierbei vornehmlich interessierte, war die Tatsache, dass neben spezieller Vorlieben, auf die ich hier lieber nicht näher eingehen möchte, ganz konkret nach PLZ gesucht werden kann. Ich klickte mich also halb gelangweilt - es ist ja doch immer dasselbe, halb angewidert, dass sind doch Leute wie du und ich - durch die Profile und die sich aufdrängenden Erkenntnisse waren selbst für mich einigermaßen schockierend: Nicht die erste Vermutung, dass hier nach gelegentlichen Beischlafpartnern zur Befriedigung ureigenster Triebe gesucht wird, traf zu, sondern eher geht es darum, mit den feilgebotenen Bildern und Filmchen vorgeblicher Amateure Geld zu verdienen. Und besser noch: Die Angebotspalette erweitert sich je nach Belieben und Tiefe des zu stopfenden Loches in der Haushaltskasse um Chat und/oder livecam. Selbstverständlich gegen ein geringes Entgelt. Zu billig solls ja nun nicht unbedingt sein. Ich hatte den wahren Grund der Existenz dieser Plattform für mich offenbart: Das ist also ein online Bordell für Jedermann. Kann ja nicht peinlich oder anstößig sein, wenn sich dort rund eine halbe Million mehr oder weniger aktiver Mitglieder tummeln.

Den Punkt zum Löschen des accounts habe ich dann per FAQ's gefunden und sogleich vollzogen. Das war vor einigen Monaten. Doch gestern bin ich rein zufällig - und nein, ich surfe nicht auf verruchten Seiten herum! - wieder auf diese Plattform für Erwachsene gestoßen. Wieder ein, zwei Klicks und dann eine weitere gruselige Feststellung: Allein die Suche und Anzeige von Profilen inkl. ausgefüllter Steckbriefe und Bildergalerien sind gar für Nicht-Angemeldete frei zugänglich. (Ich hab bewusst auf die Verlinkung zu dieser Seite verzichtet). Das heißt, die unauffällige, bieder scheinende Nachbarin lässt sich mit relativ geringem Aufwand völlig inkognito lokalisieren!! Ohne Umstände erfährt der geduldige Durch-die-unzähligen-Profile-Klicker, welchen Schmuck den X zieren, welche Körbchengröße und schlimmer noch  wie lang und umfänglich das beste (???) Stück des gezeigten Herrn ist und dass Y am meisten auf die Erstausstattung werdender Eltern abfährt - und zwar nicht, weil er vorhat, eine kleine süße Familie zu gründen, sondern Pampers und Co. stattdessen selbst zu konsumieren pflegt.

Bäh, das Bild des 150 kg schweren Windelpupsers muss ich erst mal wieder aus dem Kopf bekommen.

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