Sonntag, 23. Januar 2011

Date 19

Endlich: eine neue Story in meiner insgeheimen Lieblingskategorie. Ok ok, die Geschichte kommt aus zweiter Hand, denn meine eigene ist es nicht. Doch mit freundlicher Genehmigung der Erzählerin, so dass ich guten Gewissens mit meinen Worten wiedergeben kann, was zwei andere Turteltäubchen erlebt haben.

Die Geschichte begann - wie kann es anders sein - wie üblich in einem virtuellen Netzwerk. Sie hatte ihn dort zuerst entdeckt, sogleich die wesentlichen Punkte gecheckt. Ja, Körpergröße war ok, die Statur laut hochgeladenen Bildern nicht zu zart... Also gut, einen Gruß dalassen tut nicht weh und los gings. Was folgte, war unterhaltsame Konversation, welche alsbald von forschen und kecken Kommentaren abgelöst wurde. Warum eine falsche Zurückhaltung an den Tag legen, wenn es doch in keinster Weise ihrem Wesen entspräche, still und introvertiert aufzutreten?

Auf den Mund bzw. auf die Tastatur war er ebenfalls nicht gefallen und erwies sich somit als ebenbürtiger Schreibpartner. Der baldige Austausch von Handynummern war eigentlich nur noch eine Formsache und so setzten sich die Gespräche unabhängig des Internets fröhlich fort. Diese Art des Gedankenaustauschs hätte sich auch ewig andauern können, aber früher oder später kommt in fast jedem Fall der Moment, in dem man neugierig und erwartungsfroh einem persönlichen Beschnuppern entgegen fiebert. Und auch dieser Fall machte keine Ausnahme. Ein Treffen war unausweichlich und trotzdem in ihren Personalausweisen nicht die selbe Heimatstadt eingedruckt war, bot er sich gentlemanlike an, sie ganz spontan eines Mittwoch Nachmittags von der Arbeit abzuholen. Gesagt, getan.

Üblicherweise erfolgt aus Sicherheitsgründen eine detaillierte Information an Vertraute, um im Notfall sofort eingreifen zu können, beispielsweise mit einem fingierten Telefonanruf, der bei absolutem Missfallen einen überstürzten Abgang erforderte, weil ... ach nee, alles muss ich ja hier nun nicht verraten. Aber in dem Fall war es undramatisch, denn die ausgewählte Lokalität versprach Menschenmassen mit hinreichend vielen bekannten Gesichtern.

Für ein Abendessen beim eingemieteten Italiener war es definitiv noch zu früh, also wurde die Wartezeit mit einem ausgedehnten Einkaufsbummel durch das örtliche Shopping-Center beträchtlich verkürzt. - Es spielt ja im Wesentlichen keine große Rolle, wo und wie das erste Date stattfindet. Doch ein lang gezogener Schaufensterbummel steht sicherlich in keinem der hochgepriesenen Nachschlagewerke für Singles und solche, die es nicht mehr sein wollen.

Er schlug sich außerordentlich tapfer und artig liefen sie so lange nebeneinander im Kreis umher, bis die Uhr auf  eine realistische Zeit für ein Abendessen vorgerückt war. Hungrig wollte er sich direkt am erstbesten Tisch niederlassen, doch mit einem unwirschen: "Nicht, dass ich noch mit dir gesehen werde" delegierte sie ihn an einen der hinteren Essplätze. Hungrig war übrigens das Stichwort. Mit einem Appetit, der unaussprechliches vermuten ließ, verdrückte er in Rekordzeit Sämtliches auf seinem Teller. Wow, er hatte es aber eilig. Noch nen Termin oder was? Das Gespräch indes erwies sich als unterhaltsam und interessiert und so verging die gemeinsame Zeit wie im Fluge.

Während ihres kurzen Besuchs auf der anliegenden Örtlichkeit beglich er - wieder ganz charmant - bereits die Rechnung. Der Aufbruch also wurde unvermeidlich. Er fuhr sie zum gewünschten Zielpunkt und verabschiedete sich umständlich, indem er ebenfalls ausstieg und sich zunächst freundschaftlich umarmen ließ. Das allerdings war noch nicht genug. Schnell noch einen zarten Kuss auf die Wange gedrückt entschwand sie geschwind in das Dunkel des Abends.

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