Freitag, 4. Februar 2011

Date 20

Oh oh, frisch vom Mädelsabend bring ich wieder mal eine neue Dategeschichte mit. Nummer 20. Hurra. Und dafür auch besonders schön. Ich werd mir Mühe geben, sie gebürtig wieder zu geben:

Die Romanze entspann sich ganz klassisch auf einer Internetplattform. Kaum zu glauben; da wurden regelmäßig gegenseitig Profile besucht und so wäre es wahrscheinlich ewig weiter gangen, hätte sie sich nicht ein Herz gefasst und ihn einfach angeschrieben. Das Interesse war groß, die Neugierde geweckt und so verabredeten sie sich bereits nach drei Wochen zu einem ersten Date.

Trotz vieler Hindernisse, die Entfernung spielte eine gar nicht so unwesentliche Rolle, machte er sich eines Freitag Abends auf den Weg zu ihr. Treffpunkt war der ziemlich zentralste Punkt der Stadt. Das Kino würde kein Ortsfremder verfehlen. Die vorherig sich anbahnende Unlust wurde abgelöst von einem leichten Anflug Aufgeregtheit. Gleich würde er da sein. Wie würde der Abend laufen? Was würde er bringen? Ist er nett? Ist er doof? Was wäre zu tun, wäre er wirklich doof? All diese Gedanken lösten sich sofort in Luft auf, denn als er plötzlich vor ihr stand, durchzuckte sie ein: Oh mein Gott!

Von den online gestellten Bildern her wusste sie bereits, was da in etwa auf sie zukommen würde. Doch in Wahrheit sah er noch viel besser - einfach umwerfend - aus! Keine Zeit, weiter darüber zu sinnieren, machten sie sich schnurstracks auf den Weg zu einer nahe gelegenen und sehr beliebten Location der Oderstadt. Eine kleine grüne Oase, welche sich direkt am Fluss erstreckt, lockt zu jeder Jahreszeit etliche Besucher an.

Gemeinsam also, aber streng darauf bedacht, die nötige Distanz zu wahren, machten sie sich auf den Weg, Flora und Fauna eiligen Schrittes zu erkunden. Viel Zeit blieb nicht, schließlich stünde für sie nicht extra die Zeit still. Und so mussten sie eben zügig das eigens für diese Date geschriebene Programm durchziehen. Nach der Hetzjagd durch die wunderschöne Naturanlage suchten sie ein Lokal auf, denn es war Zeit für eine kleine Verschnaufpause und für einen tiefen Blick zum Gegenüber. Doch seine Schüchternheit ließ ihn immer wieder verlegen in seine Apfelschorle schauen, so dass von hin- und herschießenden Blitzen und Funken-Sprühen noch keine Rede sein konnte. Das Gespräch bestritt vornehmlich sie, denn Verlegenheit macht bekanntlich schweigsam und sobald die Gläser restlos geleert waren, machten sie sich erneut auf den Weg. Es war noch zu früh für einen Abschied, also gerade der richtige Moment für einen Spaziergang entlang der Oder.

All seinen Mut zusammen nehmend fragte er ernsthaft, ob er sie küssen dürfe. Wow, das wäre beinahe ein Fall für eine medizinische Erstversorgung geworden, denn mit so einer Frage hatte sie im Leben nicht gerechnet. Das passiert doch höchstens mal im Film, wenn den Regisseuren nix besseres einfällt, um einer Taschentuchszene (für die Tränchen wohlgemerkt!!) den letzten Schliff triefend-schwülstiger Romantik zu geben. Und zum Glück: er tat's dann einfach, ohne ihre Antwort abzuwarten.

Natürlich musste sie ihn später in der lauen Nacht noch einmal darauf ansprechen. Und frei jeglicher verlegener Zurückhaltung offenbarte er ihr, dass er das Risiko unbedingt eingehen wollte, falls er das Pech habe, sie nie wieder zu sehen. 'Oje, den wirst du heute Abend nicht mehr los!' schoß es ihr durch den Kopf, doch dabei wollte sie es nicht bewenden lassen. Schließlich gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass eine Romanze null Aussicht auf Erfolg hat, würde man sogleich beim ersten Date sämtliche Hüllen fallen lassen.

So herzerwärmend dieser Moment innigster Lippenbekenntnisse auch gewesen war, es wurde Zeit, das unvermeidliche Thema anzusprechen. Für sie war von Anfang an klar, dass er in dieser Nacht hinter seinem Steuer auf dem Weg nach Hause sitzen würde. Und nach einigen wohl gewählten Worten wusste auch er Bescheid. Etwas betreten also verabschiedeten sie sich später mit den Worten: wir sehen uns im Netz. - Doch das nächste Date sollte bald folgen.

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