Sonntag, 6. Februar 2011

Fernbeziehung/2

Ja, genau: Wie weiter?

Nun ja, es kommt darauf an. Es muss schon jemand ganz Besonderes sein, wenn man Zeit und Mühen, die dann allerdings wohl nicht als diese angesehen werden, aufbringt, um die Geschichte fortzusetzen. Man trifft sich erneut und eventuell kommen zu den berühmt-berüchtigten Schmetterlingen im Bauch noch ganz andere Empfindungen hinzu. Freude, Aufgeregtheit, vielleicht ein Hauch Anbetung. Ein bunter Strauß eindeutiger Emotionen, bei der jede für sich ganz harmlos scheinen, in der Summe jedoch zu einem Zustand gradueller Geisteskrankheit mutieren. Aber das ist ein anderes Thema.

Jeder Abschied fällt schwer. Wann ist das nächste Wiedersehen? Gibt es überhaupt ein Comeback? Oder findet er's viel zu umständlich? Schaut er sich in der Zwischenzeit gar nach einer Anderen um? Eine, die viel näher wohnt? Warum ist die Zeit, die zwischen den Treffen liegt so quälend lang, jedoch die Stunden/Tage der Zweisamkeit sind nach einem gefühlten Wimpernschlag vorbei? Fühlt er denn genauso??

Die Monate vergehen. Du lernst, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, die Distanz zu überbrücken, deinem Liebsten nah zu sein. Stundenlange Telefonate, Chats - wobei der videochat besonders dazu geeignet scheint, Nähe herzustellen, Fotos in Onlinealben, welche die gemeinsamen Treffen dokumentieren. Er ist morgens der erste Gedanke und abends nimmst du ihn mit in deine Träume. Vielleicht mit dem T-Shirt, welches er dir beim letzten Treffen da gelassen hat, dessen Geruch du so sehr liebst...

Die sich heimlich in den Kopf geschlichene Eifersucht sinkt auf ein maßvolles Niveau, doch die Sehnsucht wächst mit jedem Tag, den du darauf wartest, ihn endlich wieder zu sehen. Es lohnt sich!! Jede Begegnung bestätigt dir imposant und eindrucksvoll, dass das tagelange sich-nach-ihm-Verzehren echt und völlig begründet ist. Du machst dich auf den Weg zu ihm, riskierst wie jedes Mal erneut eine freundliche Zahlungsaufforderung für den staatlichen Beweis, dass du wieder mal extra zügig auf der Autobahn unterwegs warst. Die Vorfreude lässt sich längst nicht mehr steigern und was folgt ist jedes Mal ein hochexplosives Feuerwerk konkurrenzloser Momente. Komprimiert auf eine wahrlich kurze Zeit wird jeder noch so winzige Augenblick genutzt. Entgegen solcher Partnerschaften, in denen räumliche Nähe selbstverständlich ist, hat der Alltag bei Fernbeziehungen keine Chance, frühzeitig einzuziehen.

Eine Hommage an die Fernbeziehung an sich? Warum in der Nähe suchen, wenn das Gute doch offensichtlich so fern liegt? Möglicherweise ist das eine ganz einmalige Erfahrung, nicht wiederholbar und logischerweise niemals ersetzbar. Doch diese Erfahrung will ich nie missen....

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