Samstag, 21. April 2012

Date 21

Auch wenn es in den letzten Monaten etwas ruhig hier war, passiert ist dennoch allerhand. Nur nicht alles ist gleichermaßen zur Veröffentlichung geeignet. Manche Dinge müssen auch erst mal im Kopf verarbeitet werden.

Nun aber ist es soweit. Los gehts mit dem aktuellsten ersten Date.

Neulich im Zug. Da standen wir also auf dem Bahnsteig in Hamburg auf dem Weg Richtung Heimat. Wir - das war eine Reise mit Mehrwert, welche  meiner Kollegin und mir einen praktischen Nutzen bei der täglichen Arbeit bringen sollte - also hatten am Abend natürlich das Unvermeidliche getan und begaben uns zielgerichtet zur Reeperbahn. Das blieb nicht ganz folgenlos. In einigen der unzähligen Geschäfte luden wir uns die Taschen voll. Mehr gabs auch nicht zu erleben, denn wochentags ist selbst auf der Sündenmeile absolut tote Hose. ;)

Der folgende Tag war enttäuschend unspektakulär, das jedoch machte die anschließende Heimfahrt mehr als wett. Nun drängelten wir uns also in das schon gut gefüllte Abteil des ICE und würdigten den Mitfahrenden nur einen halbherzigen Blick. Das Licht war schon etwas schummrig - viel zu sehen gab es also eh nicht. Wir unterhielten uns angeregt über den Beutezug des vergangenen Abends ohne Rücksicht auf potenzielle Mithörer zu nehmen und planten bei Gelegenheit die schöne Hansestadt erneut zu besuchen.

Ein Blick in die Runde. Gegenüber saß ein etwas misstrauisch dreinblickender Herr im unschätzbaren Alter, der seine Nase tief in die Tageszeit gesteckt hatte. In unserer Reihe ein etwas älterer Herr, der sich augenscheinlich zu dem diagonal gegenüber sitzenden.... Moment mal, der sah gar gar nicht so schlecht aus! Hui, noch ein Blick in die Richtung. Nettes Lächeln, ansprechendes Äußeres. Aber mit Fremden spricht man nicht oder?

Unser Vorrat an Themen war zwischenzeitlich erschöpft und so lasen wir bei immer schlechter werdenden Lichtverhältnissen. Plötzlich eine Ansage vom Zugpersonal. "In Kürze erreichen wir den Bahnhof (hab ich inzwischen vergessen) und legen dort eine kurze Pause ein. Vertreten Sie sich die Beine, besorgen Sie sich einen Snack, aber laufen Sie nicht so weit weg." Statt des üblichen synchronen Aufstöhnens mussten wir über diese Art und Weise des Sprechers lachen. Das hatte das Eis gebrochen, wir waren im Gespräch.

Also gut, erst mal raus aus dem Zug und Beine vertreten. Nach der Rückkehr besorgten wir uns im Servicewagen nacheinander (!) Kaffee, Cola und Kekse. Die immer vorrätige Tafel Schokolade war inzwischen fast verteilt. Und so unterhielten wir uns während des kalorienreichen Imbisses. Naja, die Unterhaltung war wohl eher ein Verhör. Woher kommt ihr? Was macht ihr in Hamburg? Wo arbeitet ihr? usw. Auf alle Fragen gab es ausführlich Antworten, was wiederum zu weiteren Fragen anspornte. Das eine oder andere Fettnäpfchen erwischte ich treffsicher. Aber auf meine Frage nach dem Vorzeigen des Ausweises (nach dem Namen und Alter zu fragen wäre doch etwas zu direkt gewesen), erhielt ich diesen ohne Zögern zum ausgiebigen Studieren. Als mir später auffiel, dass ich ja auch einen Blick auf Körpergröße und Augenfarbe werfen könnte, hatte ich das behördliche Dokument zum zweiten Mal in der Hand. Auf die Anschrift habe ich nicht geschaut, das wäre ja wirklich zu weit gegangen, aber warum steht im Personalausweis keine Telefonnummer? ;)

Nun hatten wir Berlin fast erreicht. Natürlich sollte meine witzige und sehr offene Zugbekanntschaft der erste sein, der den Zug verlassen würde. Schade. So schnell ging das auf einmal. Ich hätte ja noch ewig weiterfahren können. Die Gedanken fest darauf gerichtet, wie diese spontane Begegnung geplant wiederholt werden könnte, überhörte ich geflissentlich die zweifache Frage nach meiner mail-Adresse.

Als meine Kollegin/Freundin dann einen zerknitterten Zettel rausholte und anfing zu schreiben, war ich zunächst irritiert von ihrer forschen Art. Doch gleich darauf erklärte sie mir, dass ich offenbar etwas an den Ohren hätte und sie das Austauschen von Daten nun übernehmen würde.

Der Abschied war kurz und schmerzlos. Trotzdem war ich etwas aufgeregt. So etwas erlebt man ja nicht alle Tage. Die restliche Fahrt verlief ereignislos. Noch bevor ich dann in meiner Heimatstadt auf mein Auto zusteuerte, lag eine email in meinem Postfach.


5 Kommentare:

  1. Hallo :)
    Schau doch mal bei www.amor-geht-ins-netz.blogspot.de vorbei! Ich mag "Binas" pointierte Art zu schreiben sehr und finde außerdem, der Blog hat ein paar mehr Leser verdient ;)
    Lg

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  2. Hallo,
    wann schreibst du weiter? Nicht nur, dass ich mich in den Texten wiedererkenne, auch dein Schreibstil gefällt mir. Bitte schreibe wieder.;)
    VG

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  3. Toller Blog!
    Schau doch auch mal auf meinem Blog vorbei! :-)

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